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Trauer in Zeichnungen ausgedrückt nach den Anschlägen in Paris (Bildquelle: Le Monde) |
Ein Thema, das
nach den Terroranschlägen in Paris vom vergangenen Freitag aktueller ist denn
je. Social Media wird zum Ort der öffentlichen Anteilnahme. Tausende von Social
Media Nutzern teilen öffentlich ihre Bestürzung über die Terroranschläge in
Paris. Die digitale Trauerphase ist innerhalb kurzer Zeit entfacht.
Innerhalb kurzer Zeit wird die weltweit über Social Media Networks wie Facebook und Twitter verbreitete Zeichnung «Pray for Paris» des französischen Künstlers, Jean Julien, zum Symbol öffentlicher Anteilnahme an die Opfer in Paris.
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Pray for Paris (Bildquelle: Screenshot Facebook) |
Facebook Gründer,
Mark Zuckerberg, macht die digitale Trauerphase gleich selber vor, indem er
sein lachendes Profilbild mit der Tricolore der französischen Flagge hinterlegt. Innerhalb kurzer Zeit werden unzählige Facebook-Profilbilder mit
der französischen Flagge hinterlegt.
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Facebook Profilbilder mit französischer Flagge (Bildquelle: Screenshot Facebook) |
Doch dies ist
nicht alles, das Unternehmen Facebook aktiviert ihre Funktion «Safety Check». Eine Funktion, die Personen, die sich
zum Zeitpunkt der Anschläge in Paris befanden, ermöglichten, ihren Freunden und
Angehörigen mitzuteilen, dass sie sich in Sicherheit befinden. Auch Twitter
ermöglichte dies über die Funktion #ParisSafe. Ein nützlicher Dienst, der unzählige von
besorgten Angehörigen über das Wohlauf ihrer Freunde benachrichtigte.
Nichtdestotrotz
stossen diese Methoden öffentlicher Trauerbekenntnis, wie es bei den aktuellen
Terrorereignissen in Paris zu erleben war, auch auf Kritik.
Der Tagesanzeiger
Journalist, Martin Stuzenegger, macht in seinem Artikel «MC Trauer» vom 17. November 2015 aufmerksam auf die umstrittenen Methoden der Trauerbekenntnis
und Solidarität über Social Media in Krisenzeiten. Er zeigt in seinem Artikel
auf, wie Unternehmen das Bedürfnis der Bevölkerung, ihre Emotionen öffentlich
zu teilen, für unternehmerische Zwecke (aus)nutzen. Es stellt sich vorallem die
Frage, ob dies lediglich zur Aufbesserung des eigenen ethischen Images dient
oder ob sich dahinter wahrhaftige Solidaritätsbekundung versteckt. Dass
Facebook die Funktion des «Safety Check» vor den Terroranschlägen in Paris nur für Naturkatastrophen eingesetzt hatte,
nicht aber beispielsweise bei den Anschlägen in Beirut, warf im Netz viele
Fragen auf. Facebook erweckte den Anschein, dass die Opfer in Paris mehr Wert waren, als
beispielsweise die vielen Opfer im syrischen Krieg. Zuckerberg entgegnete
diesem Kritikpunkt mit der Ankündigung, dass der «Safety Check» in Zukunft vermehrt eingesetzt werden soll und eben
nicht nur für Naturkatastrophen.
Martin
Stuzenegger deutet in seinem Artikel auf weitere Beispiele von Unternehmen hin,
die ihre digitale Anteilnahme für Paris bekennen, nämlich MSN, Watson, Airbnb,
YouTube, Amazon und noch viele mehr. Er betont, dass immer mehr Internetnutzer
das Bedürfnis haben, ihre Emotionen öffentlich zu teilen. Neben dem
prominenten Beispiel Facebook hätten noch viele andere Unternehmen dies erkannt und ihr Geschäftsmodell entsprechend angepasst. So u.a. Airbnb mit ihrer «Katastrophenhilfe-Seite». Sie ermöglichen den Gastgebern von Unterkünften in Krisengebieten, ihre Unterkunft kostenlos denjenigen Menschen anzubieten, die sich gerade in einer Notlage befinden. Dadurch erhöht sich das Angebot an Unterkünften und Menschen in Krisengebieten finden so rasch und unkompliziert eine Unterkunft. D.h. das Geschäftsmodell funktioniert, indem Airbnb während Krisenzeiten sämtliche Servicegebühren erlässt. Nur kurz nach den Attacken in Paris unterstützen sie so
zahlreiche Angehörige von Opfern, schnell und einfach eine Unterkunft in Paris
zu finden.
Es wirft jetzt
vielleicht bei manch einem die Frage auf, ob es sich bei den aufgezeigten Handlungen lediglich um eine ethische Imageaufwertung seitens der Unternehmungen handelt oder ob dahinter wirklich wahrhaftige Solidaritätsbekenntnis steckt.
Unserer Meinung nach hat sich durch den Terroranschlag wieder einmal
gezeigt, dass für unsere Gesellschaft Social Media immer wie wichtiger wird. Einerseits
gibt es sicher Personen, die ihre ehrliche Anteilnahme zeigen und vielleicht
auch selbst davon betroffen sind. Andererseits gibt es aber immer wieder solche,
die sich mit der Anteilnahme oder mit der Kritik an Frankreichs Anteilnahme nur
profilieren möchten. Nicht nur Personen, auch Facebook (als Paradebeispiel) und
andere grosse Unternehmungen haben diesen Anschlag genutzt, um ihr Image
aufzuwerten. Mit der Aktivierung
des «Safety Check» hat Mark
Zuckerberg darauf erstaunlich schnell reagiert. Rein marketingtechnisch
ein genialer Schachzug von Facebook. Denn Personen, die sich mittels
«Safety Check» als in
Sicherheit markiert haben, dachten direkt an Facebook, was einen hohen
ungestützten Bekanntheitsgrad der Marke Facebook belegt. Schlussendlich stellt
sich die Frage, ob Facebook wirklich den Leuten helfen wollte oder ob ihnen
bewusst war, dass der Terroranschlag in Frankreich ein solch grosses
Involvement der Gesellschaft auslösen würde (analog Charlie Hebdo mit «Je
suis Charlie»)? Nichtsdestotrotz hat Facebook
damit den Anschein erweckt, dass andere Opfer bisher
unwichtiger waren, als die Opfer in Paris. Weshalb hat
man in Beirut nicht auf dieselbe Art reagiert? Der Internetzugang wäre dort genau
so gewährleistet gewesen, wie in Frankreich. Demgegenüber muss aber erwähnt
werden, ob in diesem Moment nicht doch die Tatsache, dass
Facebook mit der Aktivierung des «Safety Check» unzähligen von Personen
in Paris geholfen hat, ihre beunruhigten Freunde oder Angehörige über ihr
Wohlauf zu informieren, von grösserer Bedeutung war, als die Hintergedanken des
Unternehmens zu hinterfragen? Schliesslich kam dabei niemand zu Schaden und
Facebook möchte zukünftig diese Funktion für alle Krisensituationen einführen,
wovon die ganze Gesellschaft profitieren kann.
Was war also falsch daran? Wurde Facebook wegen der Aktivierung des «Safety
Check» zu Unrecht kritisiert? Und wieso geriet nur Facebook in Kritik? Wir
sind gespannt auf eure Meinung...